Designdidaktik

Ein Projekt zur Förderung und Forderung einer Fachdidaktik für die Lehre des Design.

graue Literatur

Der Designunterricht steckt im Sumpf

In ihrem interessanten, wie für nicht wenige bestimmt auch provokanten essayistischen Artikel in Hochparterre 15/2002 verarbeitet Frau Gold Ihre Untersuchungen im Rahmen Ihrer Diplomarbeit1 zur Situation des Designunterrichts an Hochschulen in der Deutschschweiz. Und sie zeichnet eine desaströse Situation der Designlehre. Lehrenden und Lernenden des Design in der Deutschschweiz fehle vollständig das Bewusstsein gangbarer Wege des Lehrens, ja selbst die Einsicht in die Lehrbarkeit von Design als solche fehle vielfach. Folgerichtig gäbe es auch kaum Theorie noch Sprache zur Didaktik des Design und natürlich auch kaum Austausch zur Didaktik oder gar Weiterbildungsangebote seitens der Einrichtungen – ja „… die Schulen sind sich keines Problems bewusst. Der Mythos des Gestaltens, das sich von innen nach aussen wälzt und den Begabten küsst, überstrahlt jede Vernunft und jede Erfahrung. Gärtnern kann man offenbar lernen, für Köchinnen gibt es Lehrbücher, für Ingenieure Lernprogramme – Industrial Designer und GrafikerInnen sind einsam auf ihr Genie angewiesen“.

“Der Designunterricht steckt im Sumpf”

Aus dem beobachteten Umstand, dass Design gelehrt wird und durch Befragung zieht Frau Gold Rückschlüsse auf die aktuellen didaktischen Konzepte der Designlehre, auch wenn dies von den Protagonisten so explizit nicht verstanden wird. „Gefragt nach Methoden, fächert ein Dozent das Spektrum auf: Jeder hat seine eigenen Rezepte, probiert selber …“. In Folge der Sprach- und damit Orientierungslosigkeit verlieren sich die Grenzen zwischen Lehrendem und Lernenden, aber auch des Betrachtungsgegenstandes. „… für die gilt, was ein anderer Dozent sagt: Der Lehrer gibt den Impuls, aber er kennt den Weg auch nicht“.
In Folge beleuchtet Frau Gold die unmittelbaren Auswirkungen dieser autodidaktischen Melange: Die Lehre sei gleichermaßen zum Experiment wie zu dessen fortwährender Wiederholung verdammt. Dies eben weil die aus der in Projekten praktizierte Realitätsnachahmung gewonnene Erfahrung auf Seiten der Teilnehmenden eine der wenigen übergreifenden didaktischen Methoden ist. „Das Rad wird Jahr für Jahr neu erfunden, oft auch zu Lasten der Studentinnen und Studenten, die zwar Teil haben an einem offenen Prozess, sich aber auf keine Standards des Machens und Austauschens stützen können Anstelle des Diskurses geistern nie hinterfragte Mythen und unangemessene Erwartungen umher.
Im weiteren arbeitet Sie die derzeit vorherrschenden Lehrerarchetypen heraus: Die bewunderte Vaterfigur, das Genie, den Anonymus und wie die Studierenden hierauf auf der Skala von Unterwerfung bis Widerstand reagieren. Die Frage wie man überhaupt Designlehrer wird beantwortet sie auf Basis Ihrer Untersuchungen als reine Ableitung beruflichen Erfolges ohne didaktische Konzepte zu berücksichtigen, noch diese ansatzweise überhaupt nur bei der Bestallung zu thematisieren. „Didaktik für die Designschulen!“ ist daher ihre Forderung, damit der durch die Ausbildungseinrichtungen des Design gerne postulierte hohe Anspruch an das methodisch-didaktische Können eingelöst wird. „Die Schulen werden sehr viel zu tun haben, wenn nicht alle Ansprüche warme Luft bleiben sollen.“ und forderte 2002 die Einrichtung eines Institutes der Didaktik des Design als Querschnittseinrichtung der sieben Designhochschulen in der Deutschschweiz.

Der Designunterricht steckt im Sumpf/Monika Gold, Hochparterre-Zeitschrift für Archtektur, und Design, 2002, Heft 5., ISSN 1422-8742

>>Link zum Artikel als PDF auf der Seite der ETH Zürich

1„Magical Mystery Tour“ Bericht zur Didaktik und Methodik der Gestaltungslehre. o.A.

Guido Kühn

2001-2013 Professur AV Mediendesign an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Hall | 2011-2016 Dozent für Designtheorie und Praxis, AV Medienkommunikation und Social Media Management an der Hochschule Heilbronn | 2015-2018 Professur Cross Media Design an der Hochschule Heidelberg | Seit 2022 Professur Gamedevelopment-2D Art and Animation an der Hochschule Neu-Ulm mit Philip Zerweck Gründer von Plattform und DGTF Themengruppe Designdidaktik. de

Schreibe einen Kommentar