Designdidaktik

Ein Projekt zur Förderung und Forderung einer Fachdidaktik für die Lehre des Design.

Allgemein

Leseliste Q1/2017

Literatur-, Web- und Pressefunde

Das erste Quartal 2017 wird dominiert von einem schlechten Tag für alle Menschen, die an Geistesfreiheit und gesellschaftlicher Entwicklung interessiert sind: Freitag, der 20. Januar (20 ist die neue 13). Abnickung des neuen Präsidialsystems im türkischen Parlament und Inauguration von Trump als amerikanischer Präsident. Für Hochschullehrer aus dem Kulturbereich ist sicher ein Thema wichtig, das bisher im Getrumpel unterging:

  • Präsident Trump beendet die staatliche Förderung der Geisteswissenschaften von Henning Lobin
    und der Kunst- und Kultur, sowie des öffentlich rechtlicher Rundfunks
    die Trump-Regierung (plant) dramatische Einschnitte im kulturellen Bereich (…). Neben dem NEH (National Endowment for the Humanities, entspricht etwa der DFG, Anm. P.Z.) soll auch der National Endowment for the Arts (NEA), spezialisiert auf die Förderung von Kunst und Literatur (…) aufgelöst werden. Außerdem ist geplant, die 1967 gegründete Corporation for Public Broadcasting zu privatisieren.
    veröffentlicht am 21. Januar 2017 auf SciLogs / Spektrum.de
    >>Beitrag auf scilogs.spektrum.de
  • ein weiterer Beitrag zu den geplanten Kürzungen bei NEH und NEA, mit guter Darstellung der Bedeutung der NEA, sowie des cultural war für die US-amerikanische Innenpolitik
    US-Kulturpolitik: Wie Trump mit Kulturkürzungen Politik macht von Peter Richter
    veröffentlich am 21. Februar auf SZ.de
    >> Artikel auf suedeutsche.de

weitere Funde im 1. Quartal 2017:

  • “Modestudierende brauchen eine bessere Ausbildung” Interview von Vreni Jäckle mit Judith Behmer
    Das Unternehmen Fashionsparkle hilft Mode-Start-ups zum Erfolg. Was es wirklich braucht, um in der Branche richtig durchzustarten, erzählt Gründerin Judith Behmer.
    Ausnahmsweise benennt die Befragte auch konkret, was bzw. wie die Ausbildung zu verbessern sei: mehr oder überhaupt betriebswirtschaftliche Kenntnisse.
    veröffentlicht am 20. Januar 2017 (am 5. Februar erneut auf ZON)
    >> Interview auf EDITION F
  • Kreativbranche: Selbstverwirklichung ist Selbsttäuschung ein Kommentar von Silvia Follmann
    Ein fancy Job braucht keine gute Bezahlung? Verdammt noch mal: doch! Warum Tausende Berufsanfänger aufhören sollten, sich etwas vorzumachen.
    veröffentlicht am 18. Februar 2017 auf ZON, original auf EDITION F
    >> Kommentar auf ZON
  • Muss-man-gelesen-haben, zumindest wenn man aus der irgendwie Kreativ- und Designecke kommt. Daher hier aufgenommen, auch wenn es nicht um Hochschuldidaktik, oder Design im engeren Sinne geht.
    Kalifornien: Fuck you, Silicon Valley! von Alard von Kittlitz
    Die IT-Bosse aus Kalifornien werden als Weltverbesserer gefeiert. Dabei sind ihre Visionen selbstverliebt, antidemokratisch und bestenfalls naiv.
    veröffentlicht in DIE ZEIT Nr. 5/2017, 26. Januar 2017, und online am 9. Februar 2017 auf ZON
    >> Artikel auf ZON
  • Weltweiter Boom der postsekundaren Bildung: Viele Hochschullandschaften wachsen ohne langfristige Strategien eine Studie der Körber-Stiftung
    Massification wird wohl DAS hochschulpolitische Wort der Dekade!
    dazu der Teaser aus >>DIE ZEIT: CHANCEN Brief:
    Die Studie „Responding to Massification“, die im Auftrag der Körber-Stiftung am Boston College entstanden ist. Das Ziel: Eine Datengrundlage liefern für das Treffen von Hochschulpräsidenten und -präsidentinnen Anfang Juni in Hamburg, beim Transnational University Leaders Council. Der Begriff „Massification“ bringt es schon auf den Punkt: Rund um den Globus explodiert die Zahl der Studierenden. 200 Millionen junge Menschen sind an 22.000 Hochschulen immatrikuliert. Allein in China studieren inzwischen knapp 40 Prozent aller 18- bis 22-Jährigen – 1978 waren es noch 1,5 Prozent. Unübersehbarer Trend: Es mangelt an (staatlicher) Steuerung und einer klaren Differenzierung der Hochschullandschaft. Sie expandiert, fängt aber die unterschiedlichen Bedürfnisse der immer diverseren Studierenden nicht adäquat auf. Nur zwei bis fünf Prozent aller Hochschulen sind forschungsstarke Kaderschmieden; das Gros der Einrichtungen bildet für den Arbeitsmarkt aus. Profitorientierte Hochschulen schießen aus dem Boden; ein regulierendes Qualitätsmonitoring hinkt hinterher. Als »anarchisch« bezeichnet Studienleiter Philip G. Altbach die globale Lage. Die Zukunft akademischer Bildung, heißt es in der Studie, liege in enormen Bemühungen, ein kohärentes und hochwertiges System zu gestalten. Das aber brauche dreierlei: politischen Willen, Zeit und Geld.
    Pressetext online am 22. Februar 2017
    >>Pressetext mit Link zum Download der Studie
  • Erfolgsgeheimnisse privater Hochschulen: Wie Hochschulen atypische Studierende gewinnen und neue Zielgruppen erschließen können eine Studie von CHE, Jens Engelke, Ulrich Müller, Ronny Röwert
    Der private Hochschulsektor in Deutschland boomt. Ihm gelingt es besonders gut, neue Zielgruppen unter den Studierenden anzusprechen. Das CHE hat die dahinter liegenden Erfolgsfaktoren herausgearbeitet. Das Ergebnis: Entscheidend sind individuelle Service- und Studienangebote, kombiniert mit hoher Relevanz für die spätere Berufspraxis der Absolvent(inn)en.
    Diese seien: Marktorientierung, Praxisorientierung, Zielorientierung, Studierendenorientierung und Bedarfsorientierung. Seien wir ehrlich: bei soviel Orientierung wackelt der Schwanz mit dem Hund und wir Designer (vom Gebrauch ist auszugehen) wissen, dass was auf der Strecke bleibt: Suche nach Wissen, Charakter und Richtung, nennen wir es Bildung. Wer orientiert am Ende den Markt, die Studierenden, die Praxis … wenn die Hochschule nurmehr gewünschte, weil leichtverdauliche, bekannte und gewohnte Lieblingsspeise verbreitet?
    Bekanntmachung online am 22. Februar 2017
    >>Bekanntmachung auf CHE-Homepage mit Link zum Download der Studie
  • Studie an Unis: Deutsche Studenten sind viel besser als ihr Ruf von Jan-Martin Wiarda
    An deutschen Unis wird gern über den mangelhaften Wissensstand der Studenten geklagt. Nun belegt eine Studie: Zumindest die Wirtschaftswissenschaftler sind ihren Kollegen in den USA und Japan haushoch überlegen.
    Es geht um die Ergebnisse der Studie WiWiKom = Wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen als Teil eines bundesweiten Forschungsprogramms, das die Lehre und die Prüfungsformen an Hochschulen untersuchen soll: KoKoHS= Kompetenzmodellierung und Kompetenzerfassung im Hochschulsektor
    Es geht also zunächst nicht über Design, ist aber trotzdem lesenswert, denn im unteren Teil des Textes geht es ans Eingemachte: die Deutschen Studierenden haben einen geringeren Lernfortschritt als die Amerikaner und Japaner und die Noten haben mit dem Abschneiden bei WiWiKom nichts zu tun. Hä??? Erklärungsansatz: die Deutschen sind einfach insgesamt gebildeter, nicht die Hochschulen besser.
    Artikel online am 6. März 2017
    >> Artikel auf SPON
    >> Projektseite KoKoHS
    >> Projektseite WiWiKom
  • Chris Bangle: “Ein Autodesign ist gefrorene Zeit” Interview von Hanno Rauterberg und Jürgen Pander
    Ein Gespräch mit dem legendären Designer Chris Bangle über Ingenieure, Manager, die Linien des Blechs und Golden Retriever.
    alleine wegen dieser Feststellung, befragt zu den alten Konflikt zwischen Designern und Ingenieuren, für alle Designdenkenden lesenswert:
    Bangle: Vergessen Sie die Klischees. Es gibt zwar physikalische Fakten, aber die Ingenieure verweben sie mit Meinungen. Wenn ich als Designer von einem Ingenieur höre: “Das geht nicht”, und antworte, dass es von einem anderen Hersteller so gemacht wird, dann sagt der Ingenieur: “Ja, aber deren Fahrgestell ist ein anderes als bei uns.” Und wenn man erwidert, dass er dann eben dieses andere Fahrgestell als Basis nutzen soll, heißt es: “Tja, dann funktioniert es, aber das hätten Sie vorher sagen müssen.” Das Konzept der Ingenieure ist in sich objektiv stimmig, die Ausgangspunkte jedoch sind völlig subjektiv festgelegt.
    veröffentlicht in ZEIT Wissen Nr. 2/2017, 21. Februar 2017, online 7. März 2017
    >> Interview auf ZON
  • Ein Letztes, Positives: Gesetz zwar noch nicht durch, wird aber:
    Neue Visa-Regelung: Bundestag erleichtert Einreise für Akademiker aus Nicht-EU-Staaten
    Ein indischer Student, der ein Visum für Spanien hat, soll künftig auch in Deutschland studieren können: Der Bundestag hat beschlossen, Akademikern aus Nicht-EU-Staaten die Einreise zu erleichtern.
    >> Bericht über das Gesetzesvorhaben auf SPON

Philip Zerweck

Autor, Produktentwickler, Designlehrer und Designwissenschaftler

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